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Dorfwurt Ulrum (De Marne, Prov. Groningen). Eine Fundbergung im Jahre 1995 als Anregung zur Benutzung hydrologischer Messdaten bei der Erhaltung von Grosswurten. Mit einem Beitrag von J.A. Zimmerman: Ein Textilfund aus der Dorfwurt Ulrum

Authors

  • H.A. Groenendijk

Abstract

Der nordniederländische Wurtenbestand wurde durch kommerzielle Abtragungen ab Mitte des 19. Jhs. bis in die '40er Jahre des 20. Jhs. stark reduziert. Grosse Ausgrabungskampagnen finden sodann nicht mehr statt und heutige Archäologen bekennen sich zunehmend zur Erhaltungsthematik. Besonders die Setzungsproblematik auf den nur teilweise abgetragenen Wurten fordert geeignete Instandsetzungsmassnahmen. In dieser gesellschaftlich gelenkten Forschungsrichtung werden auch neue wissenschaftliche Nischen entdeckt. Das gilt etwa bei den bebauten Wurten, hier Dorfwurten genannt. Die Untersuchungsmöglichkeiten in Dorfwurten sind bekanntlich eingeschränkt, doch ist deren Bodenarchiv oft überraschend gut erhalten, oft sogar besser als das der agrarwirtschaftlich genutzten Wurten. So zeigte eine Notbergung 1995 fast auf der Kuppe der Dorfwurt Ulrum, dass eine topographisch hohe Lage inmitten der Bebauung nicht unbedingt mit Informationsverlust identisch sein muss. Zudem war der Boden feucht genug, um Verfärbungen lesen und Dendroproben entnehmen zu können. Wegen der zunehmenden Bauaktivitäten auf Dorfwurten dürfte mehr Einsicht in die Feuchtigkeitsverhältnisse der Bodenschichten entscheidend für die Frage einer archäologischen Baubegleitung sein. Hier werden die Ergebnisse der Untersuchung Ulrum 1995 vorgestellt in der Perspektive der lokalen und regionalen Feuchtverhältnisse. Das regionale Niveau sollte hier verstanden werden im Rahmen der morphologisch einheitlichen, frühmittelalterlichen Wurtenreihe Menneweer-Elens-Ulrum-De Houw-Leens-Tuinster Wierden-Wehe.

Des weiteren wurde 1998 ein Messprogramm zur Erkundung der Feuchtlage in drei unbebauten Wurten eingebettet in das langjährige Förderungsprojekt Wierden en Waarden der Provinz Groningen. Die Schwankungen im Feuchtpegel der drei Wurten Kenwerd, Franssum und Beswerd in der Teillandschaft Middag-Humsterland, Provinz Groningen, wurden ein Jahr lang verfolgt. Nicht nur bestätigte sich eine hydrologische Trennung in 'Dungwurten' und 'Kleiwurten', auch die auf Erhaltung gezielten Massnahmen können nunmehr genauer eingesetzt werden. Als Beispiel einer Instandsetzungsmassnahme wird das Versuchsprojekt Englum aufgeführt, eine partiell abgetragene Wurt, welche mit ortsfremden Material wieder ergänzt wird. Die Motive zur Wiederherstellung der Originalform werden aus landschaftlicher, archäologischer, landwirtschaftlicher und wirtschaftlicher Perspektive erläutert.

Published

2006-12-15

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